Die Einweihung des Steins am Wunderbaum in Süderheistedt

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Schon im Jahr 2000 wurde am Kätnersweg, zur Erinnerung an den sogenannten Wunderbaum, eine Linde gepflanzt. Nachdem diese gut angegangen war, bestand der Wunsch den Ort kenntlicher zu machen. Denn viele Besucher konnten mit dem Baum, dem Wunderbaum, nicht viel anfangen. So entstand die Idee einen Erinnerungsstein oder auch eine Informationstafel am Wunderbaum aufzustellen.
Nachdem der Kulturausschuss der Gemeinde Süderheistedt von Arne Stecher einen geeigneten Stein gestiftet bekam und dieser den Stein auch logistisch zum Wunderbaum brachte und aufstellte, konnte eine geeignete Gravur für diesen Stein gefunden werden.
Diese Gravur sollte dass Wunderbaummotiv aus unserer Fahne aufnehmen  und als Text die Originalbezeichnung aus der ältesten uns bekannten Überlieferung des Wunderbaum beinhalten. -
Zum ersten Mal erfahren wir etwas über den Wunderbaum auf einer alten Karte Dithmarschens aus dem Jahr 1559. Dort ist ein grosser Baum eingezeichnet, dessen Standort, bei allen Einschränkungen gegenüber der Genauigkeit der Karte, wir uns durchaus im Umfeld unseres jetzt nachgepflanzten Baumes vorstellen können.
Auf dieser Karte, die ein Peter Boeckel gezeichnet hat, steht nun wörtlich  


„Ein groet wonderlich Boem“. - und hiermit beginnt die Geschichte von der wir wissen.
Nur 40 Jahre später hat ein Büsumer Pastor, der sich bemühte die Dithmarscher Geschichte aufzuschreiben, und unter dem Namen Neocorus bekannt wurde, diese Baumgeschichte auch erwähnt. Er erzählt von einem „Wunderbohm“ der auf einem besonderen Platz gestanden hat. Dessen Zweige wären alle kreuzweise gewachsen, wie es niemand sonst hier kannte. Dieser Baum ist dann zwischen 1559 und ca. 1590 eingegangen und noch längere Zeit danach „hat ein Dithmarscher davon ein grosses Stück Holz gehabt“.
Solche besonderen Baumplätze sind aus dem Mittelalter bekannt und somit dürfte unser Wunderbaum in der Geschichte weit zurückreichen und für die Menschen in Dithmarschen eine besondere Bedeutung gehabt haben.
Soweit der sachlich erscheinende Teil.
Aber unser Büsumer Pastor Neocorus hat noch eine Geschichte in den Baum hineingelegt, die damals, nach der letzten Fehde und Niederlage Dithmarschens gegen Dänemark und Holstein im Jahr 1559, in Dithmarschen wohl weitergegeben wurde.
Demnach gibt es eine Prophezeiung nach der  auf dem Baum, der bei Verlust der Freiheit Dithmarschens absterben wird, eine Elster nisten wird und  5 weisse Junge ausbrütet. Wenn das geschieht (neben anderen Wundern) wird Dithmarschen seine Freiheit wiedererlangen.
Ähnliches soll dann wohl wirklich geschehen sein, die Freiheit hat Dithmarschen aber nicht wieder erlangt und der Baum ist endgültig abgestorben.
Soweit die Sage.
Ob die Geschichte in den folgenden 200 Jahren dann im Lande weiterhin erzählt wurde oder etwas in Vergessenheit geraten ist, kann man aus den Quellen nicht ersehen.
Erst um 1827 veröffentlicht ein Professor Dahlmann, aus Kiel, eine eigene Übertragung der Schriften des Neocorus zur Geschichte Dithmarschens. Darin ist auch dieser kleine Absatz über den Wunderbaum.
Um 1845 hat dann ein Prof. Müllenhoff (geboren in Marne)  in einer Sagensammlung aus Schleswig und Holstein eine kurze, etwas freier verfasste,  sagenhafte Erzählung dazu veröffentlicht.  Diese zog damals das Interesse der Bevölkerung wieder auf die Sage vom Wunderbaum.
Um 1934 wollen die Marner den berühmten Germanisten und Sohn ihrer Stadt, Professor Müllenhoff, mit einem Denkmal ehren und es kommt zum Entwurf und später auch Bau des Müllenhofbrunnens in Marne, der auch einen angedeuteten Wunderbaum und eine Elster trägt.  
Kurz danach wird auch in Süderheistedt der Gedanke an eine Neuanlage des Wunderbaums deutlich und um 1937/38 ist wohl der Versuch einer Neupflanzung erfolgt, die jedoch nach kurzer Zeit wieder einging.
Um 1964 hat die Papagoyengilde Süderheistedt diese Idee nochmals aufgenommen, diese aber letztlich nicht umgesetzt.
In der Diskussion um ein Süderheistedter Wappen und Fahnenemblem entscheidet sich eine Süderheistedter Einwohnerversammlung 1999 für den Wunderbaum als ein mögliches geschichtsträchtiges Symbol Süderheistedts.
Im Jahr 2000 erfolgt dann die oben genannte Anpflanzung einer Linde am Kätnersweg zur Erinnerung an diese Geschichte.
Viele mögen sich auch an den Besuch von Prof. Hansen am 18.09.2015 erinnern, der uns im Eichenhain einen ausführlichen Vortrag über Besonderheiten der Wuchsform des Wunderbaums aus alten Kartenbildern und meteorologischen Untersuchungen gab. Besonders beeindruckend empfand ich die Tatsache, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Baum auch heute noch möglich ist und aufzeigt, dass es sich hier nicht nur um eine Sage handelt.

Am 02.10.2017 haben wir nun den Erinnerungsstein am Wunderbaumplatz durch die Kindergartenkinder enthüllen lassen. Leider ging die Veranstaltung, mit zahlreicher Teilnahme (mit Spielmannszug Wesselburen, Damensinggruppe Süderheistedt, Laterne laufen mit Feuerwehr und vielen Interessierten) am Wunderbaum, in stürmischen Regenböen unter. Zum Schluss hatte aber alles einen trockenen geselligen Ausklang in Arne Stechers Maschinenhalle.
Wir, die Gemeindevertretung Süderheistedt, hoffen, dass der Wunderbaum durch den Stein zusätzliche Aufmerksamkeit erfährt.
Möchte sich jemand intensiver mit dem Thema auseinandersetzen, Karten und Bildmaterial einsehen, so findet er mehr Informationen in der Chronik Süderheistedt auf den Seiten 80 - 91.

Dieter Voß

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